Simulationstools

Wie erleben Menschen mit Beeinträchtigungen eine Website?

Sich vorzustellen, wie Menschen mit Beeinträchtigungen eine Website wahrnehmen, ist nur schwer möglich.

Für die barrierefreie Gestaltung einer Website können Webentwickler:innen auf die Web Content Accessibility Guidelines (WCAG), einem internationalen Standard zur barrierefreien Gestaltung von Internetangeboten, zurückgreifen. Damit sie diese sinnvoll umsetzen können, ist es aber wichtig, zu verstehen, wie sich bestimmte Beeinträchtigungen auf die Wahrnehmung und Nutzung von Websites auswirken. Simulationstools können ihnen dabei helfen. Wir stellen an dieser Stelle zwei dieser Tools und die Beeinträchtigungen, die sich damit simulieren lassen, vor:

Web Disability Simulator

Der Web Disability Simulator ist eine Google Chrome Erweiterung, mit der sich eine große Bandbreite an visuellen Beeinträchtigungen simulieren lässt:

Beeinträchtigungen der Sehkraft

Totale Farbenblindheit

Website in der Wahrnehmung von Menschen mit totaler Farbenblindheit: die Website ist lediglich in Grauschattierungen sichtbar

Menschen mit vermindertem Farbensehen haben Schwierigkeiten, einige oder alle Farben zu unterscheiden. Bei totaler Farbenblindheit (Monochromatismus/Achromatopsie) werden keine Farben wahrgenommen, sondern nur verschiedene Grautöne.

Gelb-blaue Farbfehlsichtigkeit

Website in der Wahrnehmung von Menschen mit Gelb-Blau-Farbenblindheit: blaue Elemente sind grün, gelbe Elemente violett.

Gelb-blaue Farbfehlsichtigkeit (Tritanopie) ist selten. Der Name kann irreführend sein. Es sind nicht die Farben Gelb und Blau, die verwechselt werden, sondern Blau mit Grün und Gelb mit Violett.

Rot-Grün-Farbfehlsichtigkeit

Website in der Wahrnehmung von Menschen mit Rot-Grün-Farbenblindheit: rote, grüne, braune und orange Elemente sind nicht mehr gut unterscheidbar.

Die Rot-Grün-Farbfehlsichtigkeit (Protanopie und Deuteranopie) ist die häufigste Form der Farbfehlsichtigkeit. Sie tritt bei Männern häufiger auf als bei Frauen. Menschen mit dieser Einschränkung haben Schwierigkeiten, die Farben Rot, Grün, Braun und Orange zu unterscheiden.

Maßnahmen (für alle Arten von Farbfehlsichtigkeit)

Informationen, Call to Actions oder andere Elemente sollten nicht allein durch Farbe als Gestaltungsmittel angezeigt werden (z.B. sollte ein fehlerhaftes Formularfeld nicht nur mit einem roten Rahmen, sondern mit einem Text und/oder einem Symbol markiert werden). Zudem hilft ein Modus mit hohem Kontrast. Wichtig ist, darauf zu achten, dass Nutzer:innen mit Farbfehlsichtigkeit auch die invertierten Farben noch gut wahrnehmen können.

Weitsichtigkeit

Website in der Wahrnehmung von Menschen mit Weitsichtigkeit: die Website ist verschwommen dargestellt.

Weitsichtigkeit (Hyperopie) ist eine der häufigsten Sehbehinderungen. Menschen mit Hyperopie haben Schwierigkeiten, Objekte im Nahbereich zu fokussieren, wodurch diese unscharf erscheinen.

Tunnelblick

Website in der Wahrnehmung von Menschen mit Tunnelblick: nur der zentrale Bereich der Website ist scharf dargestellt.

Was allgemein als Tunnelblick bezeichnet wird, ist der Verlust des peripheren Sehens. Dies kann auf eine Krankheit zurückzuführen sein, die die Zellen im Auge beeinträchtigt, kann aber auch vorübergehend aufgrund von Stress oder Depressionen auftreten.

Maßnahmen (für Weitsichtigkeit und Tunnelblick)

Generell sollten Texte kurz sein und große Schriftgrößen sowie angemessene Abstände und Zeilenhöhen verwendet werden. Die Website sollte zudem auf mindestens 200% gezoomt werden können.

Sonnenschein

Website bei starker Sonneneinstrahlung: Elemente sind nicht mehr gut lesbar.

Viele Menschen müssen oder sollen ihren Computer draußen im hellen Sonnenschein benutzen. Das kann es schwieriger machen, die Inhalte auf dem Bildschirm zu erkennen. Webentwickler:innen sollten deshalb auf einen ausreichenden Kontrast zwischen Text und Hintergrund achten.

Maßnahmen

Es sollte ein Kontrastverhältnis von mindestens 4,5:1 für normalen Text und 3:1 für großen Text angewendet werden.

Beeinträchtigung der Mobilität

Parkinson

Website mit Parkinson: der Mauszeiger zeigt auf eine Stelle neben einer Schaltfläche.

Bei der Parkinson-Krankheit werden die Zellen im Gehirn zerstört, die Dopamin produzieren, wodurch die Fähigkeit des Gehirns, Signale zu senden, reduziert wird. Personen mit Parkinson können unter Symptomen wie Zittern, steifen Muskeln und eingeschränkter Beweglichkeit leiden. Für die Nutzung von Websites bedeutet dies z.B., dass es ihnen schwer fällt, Buttons oder Links mit dem Mauszeiger zu treffen.

Maßnahmen

Die Website sollte auch mit anderen Hilfsmitteln als einer Maus bedient werden können, z.B. mit der Tastatur. Ausreichend Platz zwischen den einzelnen Komponenten sowie ausreichend große Klickbereiche sind ebenfalls hilfreich.

Beeinträchtigung des Lesens und Schreibens

Legasthenie - Dyslexie

Website mit Dyslexie: einzelne Wörter sind nicht erkennbar.

Legasthenie ist eine Beeinträchtigung, die es dem Gehirn schwer macht, die Interpretation von Wörtern zu automatisieren. Das macht es für Menschen mit dieser Beeinträchtigung schwer, zu lesen und zu schreiben. Legasthenie hat keinen Zusammenhang mit dem Sehvermögen oder der Intelligenz.

Maßnahmen

Geeignet sind kurze Texte mit ausreichend großer Schrift sowie angemessenen Zeilenabständen und -höhen. Zudem sollten schwierige Wörter und Begriffe vermieden werden. Alternativen sind leicht lesbare Texte, Bilder, Video- oder Audioinhalte.

Kleiner Wortschatz

Website mit kleinem Wortschatz: lediglich einfache Wörter und Phrasen werden dargestellt.

Ein großer Teil der Weltbevölkerung kann überhaupt nicht lesen, und viele Erwachsene können nach Abschluss der Schule nicht so gut lesen wie erwartet.

Maßnahmen

Auch hier sollten anstatt schwieriger Wörter und Begriffe leicht lesbare Texte, Bilder, Video- oder Audioinhalte angeboten werden. Zudem kann es hilfreich sein, Texte in verschiedenen Sprachen anzubieten.

Beeinträchtigung der Konzentration

Website mit Konzentrationsschwierigkeiten: nu Teilbereiche von Elementen werden gezeigt.

Jedem:r kann es schwerfallen, sich zu konzentrieren, aber für manche kann es ein großes Problem im Alltag sein. Beeinträchtigungen wie ADHS und Autismus können zu Schwierigkeiten bei der Verarbeitung von Eindrücken, der Sortierung von Informationen und der Empfindlichkeit gegenüber Geräuschen führen.

Maßnahmen

Ein einfaches und sauberes Design hilft bei der Konzentration. Animationen und kräftige Farben sollten nur sparsam eingesetzt werden. Zudem sollte die Seite inhaltlich nicht überladen sein. Bild-, Audio- und Videoinhalte ohne schnelle Bildabfolge sind geeignete Alternativen zu Textinhalten.

HearLoss - Hearing Loss Demonstrator

Wie wirken sich unterschiedlich stark ausgeprägte Hörverluste auf die Wahrnehmung von Audioinhalten auf Websites aus? Eine Vorstellung davon liefert Hearloss. Die Windowsanwendung kann Audiodateien mit Sprache, Musik oder typischen Hintergrundgeräuschen einzeln oder gleichzeitig wiedergeben. Mit drei Reglern lassen sich verschiedene Auswirkungen des Hörverlusts simulieren:

Verlust der Amplitudenempfindlichkeit: Veränderungen des Lautstärkereglers simulieren den Verlust an wahrgenommener Lautstärke.

Verringerung des Frequenzbereichs: Mit dem Frequenzregler kann der für lärmbedingte Hörminderung typische Verlust der Hörfähigkeit bei hohen Frequenzen simuliert werden.

Verlust der spektralen Details: Über den Regler „Frequenzauflösung“ lässt sich der Verlust des Unterscheidungsvermögens von Tonhöhen nachstellen.

Zusammenfassung

Auch wenn Simulationstools die Realität von Nutzer:innen mit Beeinträchtigungen nicht zu 100% nachbilden können, vermitteln sie doch einen ungefähren Eindruck davon, wie sich bestimmte Einschränkungen auf die Wahrnehmung von Websites auswirken. Webentwickler:innen können so eine bessere Vorstellung davon gewinnen, für wen und weshalb sie die Richtlinien der Web Content Accessibility Guidelines (WCAG) zur barrierefreien Gestaltung von Internetangeboten umsetzen.

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